11.02.2020

Trèfle Lozérien 2020 - und der Erlebnisbericht vom 2019...

www.trefle-lozerien-amv.com
CET-Team 2020: Mauro (Assistance), Philip und Mathe (Rumeierer)

Hier noch der Bericht vom letzten Jahr, für diejenigen, die den Beitrag im MSS 11/2019 verpasst haben:

Rückblick Trèfle Lozérien AMV 2019 – WESS Round II

Vorwort
Das legendäre Trèfle (franz. für Klee) gilt zusammen mit den Six Days als Mutter des klassischen Enduros, also einer mehrtägigen Veranstaltung. Beim Trèfle werden drei Fahrtage in kleeblattförmiger Streckenanordnung absolviert und für dieses Jahr wurden rund 700 Fahrkilometer mit insgesamt 15 Sonderprüfungen (SP) angekündigt. Angesiedelt ist das Ganze um Mende, der Hauptstadt des Departements Lozère in der Region Okzitanien in Frankreich. Das Vorspiel zu diesem Anlass bildet der jährliche Online-Run auf die begehrten Startplätze. Diese sind auf 650 limitiert und innerhalb 3,5 Minuten vergeben, einer davon an mich. Ich sollte wohl dringend anfangen, Lotto zu spielen.
Konzentrierte Sportlernahrung – so wichtig!

Das CET-Team stellt sich aus den beiden Hauptakteuren Mauro und Markus zusammen. Sie haben sich spontan und selbstlos erklärt, mit uns runter in die Lozère zu düsen und uns den Allerwertesten nachzutragen. An dieser Stelle nochmals ein riesen Dankeschön an die beiden, denn ohne eine zuverlässige Assistance sind solche Veranstaltungen nicht zu bewältigen. Philip und ich sind also nur die zwei "Böögen", die sich etwas durch die Pampa schlagen müssen - so jedenfalls der Plan. Doch Enduro findet bekanntlicherweise draussen statt und da können sich die Umstände schlagartig ändern. Haben wir an den beiden Vortagen die oberflächlige SP-Schau mit obligaten Picons noch bei strahlendem Sonneschein genossen, so lautet nun die Prognose auf Temperatursturz mit drei Tagen Dauerregen.
So schön könnte es sein...

17.05.2019 / Fahrtag 1, Gorges-du-Tarn, 266 km
(...)
Mit der Nummer 479 starte ich spät. Eine finstere Idylle begleitet den Start um 09.58 Uhr und es ist nur eine Frage der Zeit, bis der grau verhangene Himmel seine Schleusen öffnet. Nach der ersten Zeitkontrolle giesst es wie aus Kübeln – innert 5 Minuten bin ich durchgeweicht. In einem Dorf zeigt die Temperaturanzeige der Pharmacie 3 Grad Celsius an. Die „flowigen“ Trails mutieren zu Rutschpartien, technische Passagen mit Steinstufen und Wurzeln werden für manchen Teilnehmer zur echten Herausforderung, schnell bilden sich Staus. Mangelndes Fahrkönnen Dritter scheint tatsächlich die Herausforderung des Tages zu sein, wie SP2 zeigt: Das Fahrerfeld wird fast eine Stunde aufgehalten. Als ich endlich auf diese SP gelassen werde, sind meine Muskeln kalt, alle Gliedmassen steif. Ich absolviere diesen Test zwar fehlerfrei, bemerke aber erste Krämpfe und wir haben noch nicht mal die Hälfte der Strecke absolviert. Immer mehr Staus, immer mehr Fahrer, die ich überhole. Auch die hochgelobte französische Galanterie wird auf eine harte Probe gestellt: Irgendwo liegt eine Enduristin in den Büschen unter ihrem Moped und schreit verzweifelt "Aidez-moi!". Zig Piloten müssen sie anscheinend passiert haben, niemand hat ihr aus der misslichen Lage rausgeholfen. Ungefährlich war das Ganze nicht - sie stinkt doch sehr stark nach "Moscht". Diese Rettungsaktion hat mich enorm geschlaucht, ich ziehe nun im Sparmodus durch die eigentlich wunderschöne Landschaft und bin froh, als ich die letzte Zeitkontrolle passiere. Zum Schluss wieder Staus, diesmal vor den Waschanlagen. So werden 1,5 Std. Restzeit zur Geduldsprobe, am Ende bleiben noch 12 Minuten für Service und rechtzeitiger Maschinenabgabe um 20:38 Uhr in den „parc fermé“. Dieser ist – oh Wunder – nur noch zur Hälfte gefüllt. Was für ein Tag!

18.05.2019 / 2. Fahrtag, Margeride, 267 km
Es hat über Nacht in einer unglaublichen Intensität durchgeschüttet und es scheint kein Ende in Sicht. Es werden Maximaltemperaturen um 6 Grad Celsius prognostiziert; immerhin drei Grad mehr als am Vortag. Das Fahrerfeld wurde ziemlich dezimiert. Schwächere Fahrer wurden ausgesiebt, Staus sind keine mehr zu verzeichnen. Ich finde richtig Spass an der Sache. Auch zwei verbockte SPs können meine aufkommende Euphorie nicht bremsen, schon gar nicht die paar Holzpföstli, die ich dabei abrasiere. Die SPs sind schwierig zu fahren und mein persönliches Ziel, das Resultat vom letzten Jahr zu toppen, geht sprichwörtlich den Bach runter. Egal, ich geniesse nun Enduro pur. Absolutes Highlight: Der Regen hört für zwei Stunden auf, man kann sogar etwas von der spektakulären Landschaft sehen, während man trialmässig über Steinblöcke an Klippen entlangzirkelt. Durchgefroren, aufgeweicht und happy stelle ich mein Töffli abends in den „parc fermé“.

19.05.2019 / 3. Fahrtag, Aubrac, 186 km
3. Tag: Ohne Gräben, dank umgekehrter Startreihe.
An den Regen und seine anhaltende Intensität haben wir uns schon gewöhnt. Neu ist, dass die Startreihenfolge am letzten Tag umgedreht wird und mat so in den Genuss von besseren Verhältnissen kommt. Die vergleichsweise „kurze“ Strecke enthält allerhand Endurofeinkost: Auf- und Abfahrten, steinige Bachbette, morastige Waldpassagen. Ich befinde mich heute definitiv in Hochform, auf den SPs lässt sich aufgrund der umgedrehten Startfolge genügend Grip finden und ich kann im Gesamtklassement rund 100 Plätze gutmachen.

Was sonst noch so geschah
Seit dem 33-jährigen Bestehen des Trèfle Lozérien kam es noch nie vor, dass auf dem Podest kein Franzose stand. Doch bereits letztes Jahr hat der junge Red Bull KTM Factory Racing–Fahrer Josep Garcia in einer unglaublichen Aufholjagd und einem 3. Gesamtplatz einen Marker gesetzt. Jetzt hat der Spanier mit drei Tagessiegen in Serie den begehrten Titel verdient geholt. Die zweiten und dritten Plätze gingen an die Briten Jamie Mc Canney (Team Outsider Yamaha) und Nathan Watson (Red Bull KTM Factory Racing). Bester Schweizer war Gabriel Hayoz auf Platz 99.

 
Mein persönliches Fazit
Ich haben nun zwei Jahre in Folge am Trèfle teilgenommen, habe Traumwetter und Dauerregen erfahren. Wer auch immer einen Startplatz zu diesem Spektakel ergattern kann, wird mit einer top Veranstaltung in der sagenhaften Gegend der Lozère verwöhnt.

Auf bald im selben Theater
Mathe

1 Kommentar:

  1. Mathe Super geschrieben Danke
    Wahr auch mal da Super Gegend zum Endurofahren, allerdings hatten wir nur Schönes Wetter :-)

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Besten Dank für deinen Eintrag!