Erstmal merci für die zahlreiche, moralische Unterstützung via Wotsäp, hier also der versprochene Kurzbericht:
VORGEPLÄNKEL:
Wie bereits bekannt, ist das Anmeldeprozedere ein Lotteriespiel – hätte ich wirklich Swisslotto gespielt an diesem besagten Abend, wäre ich nun wohl reich und schön... Unter 4 Minuten waren alle 650 Startplätze vergeben - und ich war einer der glücklichen Gewinner.
Ab Nennung bis zu einem Monat vor Ereignisstart hat man noch die Gelegenheit zur Teambildung und kann so seine Assistance organisieren, danach ist alles fix und unwiderruflich. Da meine liebe Frau über die 3 Renntage zum Kinderhüten verdonnert sein würde, mietete ich mich bei einem professionellen Rennstall für die allgemeine Assistance mit Rennservice ein - und auch in dessen Team. Alles war schön und gut und entspannt.
Bis knapp 4 Wochen vor Start. SMS meines "professionellen" Rennstalls, er könne aufgrund personeller Engpässe die Assistance nicht stellen. Das war auch schon alles, danach herrschte absolute Funkstille. Zusammen mit einem Deutschen Leidensgenossen aus diesem Team versuchte ich, sowas wie eine Assistance auf die Beine zu stellen. Mit viel Goodwil der Orga schafften wir es, bei der Startaufstellung in die Nähe der ehemaligen CETler Mick und Dominik Römer zu gelangen. Noch mehr, plötzlich waren da noch 3 Schweizer Jungs vom GTS in Reichweite. Ich staune immer mal wieder, was mir die paar Jahre Enduro für ein Netzwerk beschert haben, plötzlich waren wir alle in einem Chat, plötzlich ging es vorwärts. Das Tüpfelchen auf das I setzte aber Philip, der sich spontan und selbstlos erklärte, runter in die Lozère zu düsen, um mir als Assistance zu dienen. Mit vereinten Kräften stellten wir ein gutes Team zusammen.
07.06.2018 / MENDE:
Nun stehen wir endlich auf dem Place du Forail in Mende und meistern administrative und technische Hürden. Der Wetterbericht sagt uns für die bevorstehende, 650 km lange Streckenführung Dauerregen an. Bisher hat es auch schon zwei Tage durchgeschüttet...
08.06.2018 / GORGES-DU-TARN:
Strahlender Sonnenschein begleitet meinen Start um 08.26h, meine Endzeit für den parc fermé beträgt 18 Uhr irgendwas, es wird also ein langer Tag werden. Am Start mit mir drei Belgier, die Witze über die Schweizer Enduristen machen. Ob ich denn wisse, was mich hier erwartet? Dies sei Offroad und nicht Alpenpässefahren. Und was für ein Offroad-Tag! Andauernd rauf und runter entlang der Tarnschlucht von Ste. Enimie dem Tarn entlang 'gen Westen - und wieder zurück. Steilauf-/abfahrten, Felsblöcke, Bachbette, Hochebenen, tiefe Täler, enge Trails mit Spitzkehren über Abgründen – die Szenerie ist einfach grandios. Das Ganze ist derart abwechsungsreich gehalten, dass auch bei rund 250 km Tagesetappe keinerlei Konzentrationsaussetzer zu verzeichnen sind. Waren die Tracks anfangs noch extream rutschig, so trocknete der Boden gegen Abend hin stetig ab. Dazu kamen 5 unterschiedlichste SPs: Von Asphalt-Supermoto bis technisches Speedfahren, dabei 3 Mal auf die Fresse gefallen durch das wegrutschende Vorderrad. Von den drei netten Belgiern sind abends nur noch zwei übrig, die ihr Moped in den parc fermé stellen.
09.06.2018 / AUBRAC:
Wieder Topwetter, heute geht es in den Norden auf die Hochebene, die Truyières. Die Belgier lassen mir ab Start brav den Vortritt... Wieder ganz andere Landschaft, mehr Weite, en gros schnellere Pisten, doch nicht weniger spektakulär. Es beginnt mit herber Staubentwicklung, es gilt aufgrund des konstant hohen Fahrtempos genügend Abstand zu halten. Wieder 5 Sps, nur eine davon ohne Sturz. Ich bekomme bald die Krätze, mehr Gewicht nach vorne kann ich schon gar nicht mehr bringen, meine Eier hängen quasi schon am Lenker. Es geschieht immer gleich: Anbremsen, Einlenken, "Wegkicken"/Wegrutschen, Lenkerflattern. Irgendwann dann Fressefallen. F*ck, Frust!
10.06.2018 / MARGERIDE:
Heute ist es bewölkt und nicht mehr so warm. Auf der ersten Zwischenetappe von 55 km gibt man uns zwei Stunden Zeit. Die beiden Belgier frohlocken schon, heute käme endlich die Ausruhphase, nur noch ins Ziel rollen und gut sei. Ich traue dem Frieden nicht und tatsächlich: Nach ca. 30 Minuten Fahrzeit geht es steil in ein garstiges Bachbett runter. Hier stehen schon 'zig Fahrer rum und müllern. Schön trialmässig "drumummewägele", denn es geht genau dieses Bachbett entlang hoch – nass, glitschig, viele Stufen und Steinblöcke – genau meine Welt, langsam und technisch! Ich ziehe in einem Zug durch und erreiche kurz vor der Anhöhe eine Abzweigung mit zwei Schildern, "hard" und "soft". Soft bedeutet Schlange stehen, Überholen geht nicht, rechts Felswand, links Schlucht. Hard stellt sich als zwei Meter hohe Felsstufe heraus, Anlauf knapp vier Meter, unten ein kleiner Felskicker. Der muss passen, sonst kauft man viele Ersatzteile und beklebt sich im besten Fall mit ein paar Pflaster. Aber es passt, ich stehe oben – und werde grad vom Moped gerissen. Hier steht eine Gruppe Französischer Fans in voller Verkleidung und dazu frühmorgens schon sternhagelvoll. Sie nehmen mich auf die Schulter, tragen mich umher und machen Selfies mit mir. Auch versuchen sie mir Wein einzuflössen, lassen mich dann aber weiterfahren. In dieser ganzen Zeit kam niemand von der Soft-Seite hoch. Ich schätze, dass ich an dieser ganzen Passage gut 30 Fahrer überholt habe. Der Tag bleibt mit kleinen Ausnahmen sehr technisch und fahrerisch für mich gesehen die schönste Etappe. Landschaftlich bleibt Gorges-Du-Tarn jedoch ungeschlagen. Die SPs gingen viel besser, nachdem ich Röbi Kambers Fahrwerkstipp beachtet habe, ich habe die Gabel ganz einfach zu weich gefahren. Keine halbe Stunde nach Zieleinfahrt beginnt es wie aus Kübeln zu schütten... Von den ursprünglich drei Belgiern, die mit mir am Freitag gestartet sind, war schon an der letzten Zeitkontrolle keiner mehr übrig.
FAZIT:
Toporganisation, Topstrecke, Fahrerfeld ebenfalls auf Topniveau. Rang 264 von 650, naja... Auch hat es gezeigt, dass die Extremenduristen beim klassischen Enduro nicht automatisch die Nase vorn haben, die sind wohl auch nur wegen dieser neuen WESS-Geschichte gekommen (World Enduro Super Series). In wiefern diese Sache der Enduro-WM den Rang ablaufen wird, bleibt abzuwarten. Fakt ist, das auch hier RedBull erwartungsgemäss gross auffährt...
Tiefster Dank geht an Silvia und Philip, ohne diese beiden wäre meine Teilnahme nicht möglich gewesen! Das Tréfle zählt für mich definitiv zu den schönsten Enduroerlebnissen der letzten 20 Jahre - und da gibt es doch so einige...
Bis bald in diesem Theater, Mathe
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"Best Aerial Shots" von RedBull TV |
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"Action Highlights" von RedBull TV |
Wie sagt man heute so modern: Thanks for Sharing!
AntwortenLöschenGRATULIERE Mathe, für den grossartig Bericht und die fahrerischen Leistung von Dir. Wou das törnt mich grad an.. :-)
AntwortenLöschenGratuliere Mathe für den bericht! interesantes und anschpruchvolles gebiet wahr mahl Ferienhalber in Mende Top leistung SCHAPEAU !!!!!
AntwortenLöschenwürde gerne die gegend wieder mahl unsicher machen
Sehr cool! Respekt, Alder! Ja, das mit der Felsstufe kann ich mir seit unserem letzten Frankreich-Event sehr gut vorstellen....
AntwortenLöschen....und ist nicht vielleicht doch ein wenig Wein in Deinem Camelback gelandet???